Im Ausland studieren und am Traum Profifußball arbeiten: Jost Hausendorf macht genau das. In British Columbia in Kanada spielt der Linksaußen für ein College-Team. Und dokumentiert das erfolgreich auf TikTok. Wir haben mit Jost über seinen Traum Profifußball gesprochen.
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Jost, warum hast du dich dafür entschieden, deinen Weg in den Profifußball im Ausland zu suchen?
Amerika, besonders die USA, fand ich sportlich gesehen schon immer wahnsinnig cool. Deshalb war es für mich nach dem Abi eine große Verlockung, dort hinzugehen. Die USA waren dann auch meine erste Fußball-Station im Ausland. Ich habe mich dort mithilfe einer Agentur an den Unis beworben. Und irgendwann lag dann ein Stipendiumsangebot auf dem Tisch und es hieß: "Du kommst einfach mal und wir zahlen für alles." Das war natürlich cool. Und nach einer längeren Diskussion mit deinen Eltern hieß es dann: Machen!
Erzähl mal von Anfang an: Wie ist deine Karriere bisher verlaufen?
Ich habe relativ spät angefangen zu kicken. Mit 13, 14 auf einem echt widerlichen Grandplatz bei mir im Dorf bei Hamburg. Das war wirklich ein grobmotorischer Junge alleine auf dem Platz. Aber irgendwie habe ich es recht schnell vom Kreisliga-Dorfverein in die U17-Regionalliga geschafft und stand dann in meinem ersten Spiel gegen den HSV auf dem Platz.
2018 kam dann das Stipendiumsangebot aus den USA. Dort war ich dann aber sehr unzufrieden mit der Uni. Die Stadt war total klein, weit entfernt vom großen College-Sport, den ich mir vorgestellt hatte. Dazu lief es sportlich nicht und ich musste mich mit einer schweren Bronchitis rumschlagen. Deshalb bin ich dann schon nach zwei Semestern wieder zurück nach Deutschland gegangen.
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Zurück in Hamburg hatte ich dann ein schwieriges Jahr in der Oberliga beim TSV Sasel, wo ich viel auf der Bank saß. Parallel habe ich in Hamburg studiert. Über Freunde habe ich dann von dieser einen kanadischen Uni gehört – Kanada hatte ich bis dahin gar nicht auf dem Zettel. Der Trainer war sehr direkt und hat mich eingeladen nach Kamloops in British Columbia. Mit der Thomson Rivers University habe ich dann einen Vertrag unterschrieben – und dann kam Covid. Ein Dreivierteljahr musste ich warten, im November 2021 konnte ich dann aber endlich anreisen. Und seitdem spiele ich hier für das „TRU Wolf Pack“ und studiere Neuropsychologie.
„Stipendiumsangebot“, „Einladung vom Trainer“ – das klingt alles so leicht, was du erzählt. Wie funktioniert das genau mit der Bewerbung für ein amerikanisches College-Team?
Es gibt zwei Wege: Die Bewerbung über eine Agentur und eine selbstständige Bewerbung. Die Agenturen – und das haben sicherlich viele Fußballer mit einem sportlichen Instagram-Profil schon erlebt – schreiben Fußballer oft über Social Media an. Die Idee ist, dass die Agentur sich bei dir meldet, dann unterschreibst du einen Vertrag mit der Agentur und die vermittelt dich dann an eine Uni. So war das bei mir, als ich in die USA gegangen bin. Der Vorteil: Die Agentur übernimmt den ganzen Papierkram und die Orga. Nachteil: Das ist unglaublich teuer für einen Vorgang, der eigentlich nur Vermittlung ist.
Deshalb habe ich mich dann selbst bei den Unis beworben, als ich nach Kanada gegangen bin. Das kann ich aber nur empfehlen, wenn man genau weiß, was man tut. So eine eigenständige Bewerbung ist schon ein Brocken.
Kannst du das System College-Fußball kurz erklären und das Niveau im Vergleich zu Deutschland beschreiben?
College-Sport ist wie eine befristete U19/U20-Liga. Da findest du eigentlich keine Spieler, die älter sind. Das ist leistungsmäßig der größte Unterschied zu Deutschland. Dann gibt es in den USA unterschiedliche „Divisions“, die sich rein nach Uni-Kapazitäten richten. Man kann also auch nicht auf- oder absteigen. Ich habe in der D2 gespielt. Ich glaube, die Top Ten Teams in der D1 könnten definitiv Regionalliga spielen, vielleicht sogar 3. Liga. Alles was darunter kommt, ist mehr oder weniger gleichstark und bewegt sich etwa im Oberliga-Niveau.
Was genau ist dein fußballerisches Ziel?
Ich möchte den großen Haken hinter Fußballprofi werden setzen. Dabei aber mit dem total realistischen Hintergrundwissen, dass das jetzt nicht mehr die Bundesliga wird. Sondern eher die kanadische erste Liga, auch das wäre schon ein Erfolg. Oder die amerikanische 2. Liga oder die österreichische 2. Liga. Das sind so die Sphären, in denen ich gerade denke.
Kurzzeitige Zwischenziel ist es, die National Championships im November zu gewinnen. Das wäre der erste große Team-Titel für mich. Und dann ist die Intention im nächsten Jahr in die CPL (Canadian Premier Leage) zu gehen und wirklich Profi zu sein.
Woher kommt bei dir dieser Wunsch Fußballprofi zu werden?
Ich möchte das unbedingt machen, weil ich einfach so unfassbar viel Aufwand in diesen Sport gesteckt habe. Und damals so viele komische Blicke von vielen Leuten bekommen habe, dass es sich einfach mal lohnen würde zu sagen: "Hier, Vertrag wurde unterschrieben."
Und dazu kommt, dass Ehrgeiz bei mir scheinbar so ein psychologisches Ding ist. Das ist auch in ganz vielen anderen Bereichen so. Ich kann unglaublich schlecht verlieren. Ich habe immer das Bedürfnis, in allem der beste zu sein. Mittlerweile hat sich das glücklicherweise etwas entspannt.
Hast du fußballerische Vorbilder?
Als Kind habe ich Christiano Ronaldo und Gareth Bale vergöttert. Bei Ronaldo war es diese Work Ethic, die mich beindruckt hat. Als gäbe es nichts anderes als hartes Training, das zum Erfolg führt. Das fand ich damals super cool. Und Bale ist bis heute mein absoluter Lieblingsspieler und eine Hauptinspiration rein vom Set-Up, der Veranlagung und der Statur her.
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Neben dem Fußball und dem Studium betreibst du auch die Website ambitionsathletes.com und bietest Trainings- und Ernährungspläne an. Das wirkt so, als hättest du schon eine relativ klare berufliche Perspektive, oder?
Das kann man so sagen. Das Hauptziel ist die Kombi aus allen drei Bereichen: Neuropsychologie, Selbstständigkeit im Sinne von Athletikcoaching bzw. Nurtitioncoaching und eben dem Fußballprofidasein. Mein Ziel ist es, eine Selbstständigkeit mit einem physischen Standort mit meiner Firma aufzubauen, und da irgendwann auch echte Forschung betreiben zu können. Eine Art Forschungslabor im Fitnessstudio.
Übrigens: Ohne, dass das damals die Intention gewesen wäre, hat mich zu Beginn tatsächlich Social Media in diese Richtung geschoben. Denn mich haben sehr oft Leute gefragt, wie ich trainiere und warum ich so trainiere. Und irgendwann habe ich dann angefangen das vernünftig als Trainigspläne zu schreiben. Und mittlerweile ist es eine Webseite.
Stichwort Social Media: Du hast gut hunderttausend Follower auf TikTok. Wie und warum hast du damit begonnen?
Begonnen habe ich mit TikTok, als ich nach Kanada gekommen bin. Ich bin ganz gut befreundet mit einem anderen TikToker, der mich ermuntert hat, meine Geschichte zu teilen, weil dieser Weg ja doch nicht ganz so gewöhnlich ist. Der dritte Vlog hat dann direkt 400.000 Klicks gekriegt. Und mittlerweile ist es natürlich was ganz anderes, jetzt ist das Teil meines Jobs und ich poste fast jeden Tag.
Wie sieht denn so ein typischer Tag bei dir aus?
Ich stehe meist recht früh, zwischen 5:45 und 6:00 Uhr auf. Dann mache ich für eine knappe Stunde erst mal alles, was mit Deutschland zu tun hat: Anfragen und E-Mails beantworten, Calls, Ernährungs- und Trainingspläne fertig machen und rausschicken, Contentplanung und Buchhaltung.
Und dann habe ich meistens auch früh Uni. Meistens habe ich zwei Kurse am Tag, also etwa drei Stunden Uni. Anschließend geht's noch ins Labor. Dann nach Hause, Mittagessen, Hausaufgaben, Lernen. Dann geht’s vor dem Training eine Stunde ins Studio für ein Verletzungspräventionsprogramm. Mannschaftstraining habe ich dann von 18:00 bis 20:00 Uhr. Manchmal gibt es anschließend noch Nachbesprechnungen. Und dann geht’s zum Abendessen nach Hause, ein bisschen mit den Mitbewohnern schnacken und dann schon wieder in die Falle.
Was ist dein Tipp, an junge Spieler, die auch den Traum haben, Profi zu werden?
Ich ignoriere mal den gesamten Trainingsbereich und sage: Was besonders wichtig ist, ist bei allem Ehrgeiz auch entspannt zu bleiben. Nicht verkrampfen. Denn am Ende des Tages schadet es der Leistung, wenn du zu viel auf einmal möchtest und zu harsch mit dir selbst bist. Gebe immer deine 100 oder 110 Prozent, aber versuche entspannt anzunehmen, was dir geboten wird. Am Ende des Tages ist der Sport auch Schicksal, das du nur bedingt beeinflussen kannst.
Und: Schäme dich nicht zu sagen, dass du Fußballprofi werden willst, auch wenn du nicht in einem Leistungszentrum bist. Denn natürlich fallen immer Leute durchs Netz. Viel talentiertere Leute als ich. Natürlich muss man realistisch an die Sache herangehen, aber wenn man so einen großen Traum nun einmal hat, dann kann man das ja auch offen sagen. Und wer weiß, vielleicht spielt man dann halt irgendwann 2. Liga Dänemark – das ist auch immer noch ziemlich gut und viel weiter als viele es jemals schaffen werden.
Jost Hausendorf
TikTok: @jost.c.h
Instagram: @jost.c.h
Webseite: ambitiousathletes.com