Risiko Kopfbball
Kopfbälle verbieten - ja oder nein?

Immer wieder wird von Ärzten auf das Gesundheitsrisiko von Kopfbällen hingewiesen – aber braucht es gleich ein Verbot?
Kopfballverbot Pro und Contra
Foto: IMAGO / Kruczynski

Kopfbälle sind heute ein essenzieller Teil des Fußballspiels. Aber: Ärzte haben in Studien festgestellt, dass von zu vielen, zu harten Kopfbällen ein nachweisbares Gesundheitsrisiko einhergeht. Nicht nur akut durch Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen. Sondern auch langfristig in Form eines erhöhten Demenz-Risikos. Deshalb wird in letzter Zeit immer häufiger ein Verbot gefordert. Das meint die 2x45-Redaktion dazu:

Das spricht FÜR ein Kopfball-Verbot

Redakteurin Jana meint:

Es ist das wahrscheinlich am meisten unterschätzte Risiko im Fußball: Wer in seinem Leben lange als Feldspieler auf dem Platz gestanden hat, hat eine bis zu fünfmal höhere Wahrscheinlichkeit an Demenz oder Parkinson zu erkranken als die Durchschnittsbevölkerung. Grund: Das Kopfballspiel.

Das ist eine ziemlich erschreckende Zahl, die die Frage aufwirft: Muss man das wirklich so akzeptieren? Gehört die erhöhte Gefahr degenerativer Hirnerkrankungen wirklich „halt einfach zum Fußball dazu“, wie viele sagen? Ich finde nein. Die Studienlage ist eindeutig, sie weiter zu ignorieren wäre fahrlässig.

„Gehört die erhöhte Gefahr degenerativer Hirnerkrankungen wirklich zum Fußball dazu?“

Im Gegensatz zum zaudernden DFB haben andere Verbände bereits Konsequenzen gezogen. Großbritannien hat Kopfballspielen für Kinder unter 12 Jahren abgeschafft. In Deutschland gibt es lediglich „altersgemäße Richtlinien“.

Auch haben die Kollegen auf der Insel bereits komplett kopfballfreie Spiele für Erwachsene ausgetragen. Der Kopf tabu wie die Hand. Warum eigentlich nicht? Das würde nicht nur die Erschütterungen durch Kopfbälle reduzieren, sondern auch das noch gefährlichere Zusammenkrachen bei Luftduellen. Und keine Angst: Mit Knochenbrüchen, Bänderrissen und Muskelverletzungen gibt‘s ja immer noch genug andere Risiken beim Fußball.

Das spricht GEGEN ein Kopfball-Verbot

Art-Director Jan meint:

Kein legendäres Hinterkopftor von Uwe Seeler im WM-Viertelfinale 1970 gegen England. Dortmunds Torhüter Jens Lehmann nickt im Revierderby 1997 gegen Schalke nicht den Ausgleich in letzter Minute ein. Real Madrid verpasst 2014 in der Champions League „La Décima“, weil Sergio Ramos Treffer mit dem Kopf nicht zählt. Christiano Ronaldo steht völlig unnütz in der Luft herum (immerhin in einer Höhe von 2 Meter 65). Keine Frage, ohne Kopfball würde dem Fußball etwas fehlen!

„Lewandowski, Dzeko, Llorente, de Jong, Füllkrug - alles fulminante Kopfballer. Zukünftig kopflos?“

Langfristige Gehirnschäden passieren nicht durch den einen unglücklichen Zusammenprall, sondern sind Folgen unnötiger, dauerhafter Trainingsbelastung, falscher Technik und fahrlässigen Umgangs mit Verletzungen.

Im Kinder- und Jugendfußball finde ich ein Spiel ohne Kopf voll in Ordnung. Dazu bitte bessere Trainingsmethoden und leichtere Bälle. Im Profigeschäft kann die Gesundheit auch ohne Verbot durch verlässliche Vorsorge geschützt werden. In der US-Football-League NFL wird nach einem Zusammenprall sofort auf Gehirnerschütterung gecheckt. Nicht Trainer, sondern Mediziner haben hier das Sagen: Bei einer möglichen Kopfverletzung wird ausgewechselt, und das nicht zu Lasten des Wechselkontingentes. Das könnte auch in der Bundesliga ein erster Schritt sein.

Fazit: Bisher gibt es beim DFB noch keine Vorstöße in Richtung Kopfballverbot. Aber die Diskussion wird lauter. Was ist eure Meinung zum Kopfballverbot?

Die aktuelle Ausgabe
02 / 2022