Interview mit Simon Schröttle
Wie werde ich besser auf meiner Position?

Simon Schröttle ist Jugendtrainer im NLZ Augsburg und hat ein Buch über Positionen im modernen Fußball geschrieben. Das sind seine Tipps für alle Spieler.
Positionsspiel verbessern
Foto: IMAGO / Moritz Müller

Simon Schröttle (30) ist wohl das, was man gemeinhin als "Fußball-Nerd" bezeichnet. Seit seiner Kindheit spielt er selbst ambitioniert, musste sich aber eingestehen, dass es mit der eigenen Profikarriere nichts mehr werden wird. Umgeschwenkt auf die Trainerseite, startete er mit Uni-Freund Moritz den Fußballblog whatiffutebol.com.

Heute ist er Trainer im NLZ Augsburg, selber als Spielertrainer in der Landesliga Bayern unterwegs, hat seine eigene Fußballschule und 2022 ein Buch über Spielerpositionen im modernen Fußball geschrieben.

Simon Schröttle
Privat
Simon Schröttle, Buchautor und Co-Trainer der U13 im NLZ Augsburg.

Simon, wie kam es dazu, dass du ein Buch über Spielerpositionen geschrieben hast?

"Das Thema Positionen kam das erste Mal bei meinem Trainerlehrgang für die B-Lizenz auf. Da gab es vom DFB eine Liste: "Positionsprofil Außenverteidiger". Da ist mir aufgefallen: Es gibt ja nicht "den Außenverteidiger". Vielmehr es gibt auf der Position viele unterschiedliche Spielertypen, die alle das Spiel komplett anders interpretieren. Ab da habe ich mich dann näher mit der Thematik beschäftigt.

Geschenke für Fußballer
Hersteller
"Positionen im modernen Fußball" von Simon Schröttle und Moritz Demmer.

Das Buch ist 2022 erschienen und stellt die verschiedenen Spielertypen auf den unterschiedlichen Positionen vor - inklusive Übungen. Aber: Wie finde ich überhaupt die Position beim Fußball, die wirklich zu mir passt?

Hier sollte man als erstes überlegen: Was mache ich gerne? Was sind meine Stärken? Dribble ich gerne, spiele ich gerne den Pass, erobere ich gerne den Ball? Spiele ich lieber aufs Tor oder verteidige ich lieber? Daraus lässt sich schon ganz gut ein Profil ableiten.

Natürlich gibt es auch Spieler, die überall gerne spielen und das ist auch okay. Zum Beispiel Tony Jantschke bei Mönchengladbach, der defensiv alles kann. Oder Josua Kimmich, der sowohl auf der Sechs, als auch hinten rechts gut spielen kann. Es ist für jeden Spieler – auch im Amateurbereich – wertvoll, auf mehreren Positionen spielen zu können.

Wann sollte man im Jugendbereich denn mit dem spezifischen Positionstraining anfangen?

Ich bin ein Feind von zu früher positionsspezifischer Ausbildung. Bis zur etwa zur U14 sollte man ohne Positionen ausbilden. Man sollte jedem Spieler die Möglichkeit geben, sich auf jeder Position zu entfalten. Dazu kommt: Die Fähigkeiten im modernen Fußball werden immer breiter. Heißt: Auch ein Stürmer muss wissen, wie er defensiv den Raum zumacht. Deswegen tut es auch einem Stürmer gut, wenn er in der Jugend mal als Verteidiger spielt.

Sinn macht es dann ab der U14, wenn die Spieler langsam eine Muskulatur aufbauen, dass sie auch mal einen Flugball spielen können.

Was kann man tun, wenn man aus seiner Sicht auf der "falschen" Position aufgestellt wird?

Hier sollte man das Gespräch mit dem Trainer suchen. Je besser man sich auf das Gespräch vorbereitet, desto höher sind die Chancen, dass die eigenen Wünsche auch umgesetzt werden.

Ein Gespräch könnte dann so aussehen: „Hey Trainer, warum siehst du mich als Sechser? Ich sehe mich als Stürmer. Dann wird der Trainer sowas sagen, wie: „Ich finde, du bist wahnsinnig zweikampfstark, du hast einen guten Spielaufbau und ein gutes Auge nach vorne – deshalb sehe ich dich auf der Sechs.“ Dann kann man das entweder genauso sehen oder anders. Man kann sagen: „Ja, das stimmt, aber ich habe auch einen super Torabschluss. Und ich finde nicht, dass ich einen guten Defensiv-Zweikampf habe. Zumindest nicht so gut, wie der Rest meiner Mitspieler. Deswegen finde ich, dass ich im Sturm besser aufgehoben bin.“

Meistens ist es zwar so, dass der Trainer durch seinen breiteren Blick ein besseres Auge für die Aufstellung seiner Mannschaft hat. Aber jeder Trainer wird es respektieren, wenn ein Spieler sich so viele Gedanken gemacht hat und wird seine eigene Ansicht noch einmal überdenken.

Was kann ich tun, um mein Positionsspiel allgemein zu verbessern?

Das Beste, was man tun kann, ist: Profis finden, die dem eigenen Spielertyp entsprechen. Die also nicht einfach die gleiche Position spielen, sondern sie auch ähnlich interpretieren und ausfüllen. Spielertypen gibt es nämlich unabhängig vom Leistungsstand: Es gibt Strafraumstürmer in der Bundesliga genauso, wie in der Kreisliga.

Hat man solche Vorbilder identifiziert, sollte man sich Spiele von ihnen über 90 Minuten angucken und schauen, wie der Profi in welchen Situationen reagiert. Macht er z.B. 15 Flanken im Spiel, man selber aber nie, macht es vielleicht Sinn, Flanken aus dem Halbfeld zu trainieren.

Gut sind auch die „Profi vs. XV“-Zusammenschnitte bei YouTube, z.B. Messi vs. Borussia Dortmund. Da findet man alle Szenen des Spielers in einem Spiel – die guten und die schlechten. Das ist oft informativer als die Highlight-Videos, die nur gute Szenen enthalten.

Wie trainierst du selbst dein Positionsspiel?

In meiner Mannschaft spiele ich als Innenverteidiger. Dafür trainiere ich viel Passspiel und Flugbälle. Ich stärke damit praktisch meine Stärken. Da ich ein bisschen Probleme mit der Athletik habe, mache ich zusätzlich Kraft- und Sprungtraining. Insgesamt versuche ich auf vier Einheiten in der Woche zu kommen – drei Mannschaftstrainings und ein Individualtraining.

Als ich nur Spieler und noch nicht Trainer war, habe ich regelmäßig noch einfach nach dem Training noch mit einem Mitspieler Flugbälle gespielt. Gar nicht unbedingt mit dem Hintergrund, dass wir uns verbessern wollten, sondern einfach, weil wir da Bock drauf hatten. So kann individuelles Training dann auch aussehen: Es ans Mannschaftstraining anknüpfen und mit Spaß an die Sache herangehen.

Stichwort Stärken: Was macht denn mehr Sinn – seine Stärken zu stärken oder an den Schwächen zu arbeiten?

Die eigenen Stärken zu stärken ist wichtig, aber eine Schwäche darf kein absolutes K.O.-Kriterium sein. Ganz überspitzt gesagt: Wenn ich einen TW habe, der super mit dem Fuß ist, aber keinen Ball fangen kann, dann bringt es natürlich nichts, wenn der noch besser mit dem Fuß wird.

Außerdem kommt es darauf an, ob man eher Generalist oder Spezialist auf dem Platz ist. Spezialisten sollten tendenziell ihre Stärken noch weiter ausbauen, Generalisten sollten alles trainieren.

Zudem macht es Sinn, sich das Prinzip des Grenznutzens bewusst zu machen: Womit mache ich in einer Stunde Training am meisten Fortschritt? Wenn ich einen absolut schwachen linken Fuß habe, macht es auch Sinn, eine Stunde in den linken Fuß zu investieren. Hier wird ein brutaler Lernfortschritt die Folge sein. Wenn man aber schon sehr gut in etwas ist, wird die nächste Stunde Training nicht mehr ganz so viel Fortschritte machen.

Wie siehst du das Positionsspiel im Fußball in der Zukunft? Stehen uns krasse Änderungen bevor?

Ich glaube, dass sich Positionen immer mehr vermischen werden. Die Anforderungen an die Spieler werden immer komplexer und dass er praktisch immer mehr in Richtung des kompletten Spielertyps streben werden müssen. Beispiele sind hierfür sind heute schon Bernardo Silva oder Serge Gnabry – hier habe ich mich schon schwergetan, sie einer Position zuzuordnen.

Ein weiteres Beispiel ist die Position des Torhüters. Die hat sich in den letzten Jahren am stärksten gewandelt. Der richtige Durchbruch zum modernen Torwart war erst 2014 mit Manuel Neuer, der demonstriert hat, wozu ein Torwart fähig sein kann. Da wird die Entwicklung noch weiter gehen. In fünf Jahren werden Torhüter noch mehr am Spiel teilnehmen, als das heute der Fall ist."

Danke Simon für das Interview!

Übersicht der Fußball-Trainingspläne
Trainingsplan
Schneller und explosiver in 8 Wochen
2x45 Fußball Trainingsplan "Schneller und explosiver in 8 Wochen"
  • knackig & effektiv
  • Individual-Workouts abgestimmt aufs Mannschaftstraining
  • gezielter Aufbau aller Muskelgruppen
mehr Infos
alle Pläne
9,90
nur5,90
Das könnte dir auch gefallen
Schusskraft stärken in 8 Wochen
9,905,90
    • knackig & effektiv
    • Individual-Workouts abgestimmt aufs Mannschaftstraining
    • gezielter Aufbau aller Muskelgruppen
mehr Infos
Zweikampfstärke verbessern in 8 Wochen
2x45 Fußall-Trainingsplan Zweikampfstärke verbessern
9,905,90
    • knackig & effektiv
    • Individual-Workouts abgestimmt aufs Mannschaftstraining
    • gezielter Aufbau aller Muskelgruppen
mehr Infos
Trainingsplan für die Strandfigur in 8 Wochen
14,90
    • nur Kurzhanteln und Bank nötig
    • perfekte Sommervorbereitung
    • alle Übungen als Bild und Video
    • 35 Seiten, auf allen Geräten abrufbar
mehr Infos
Trainingsplan zur Strandfigur in 2 Wochen
7,90
    • Turbo-Trainingsplan für schnelle Ergebnisse
    • perfekte Vorbereitung für den Sommer
    • nur Kurzhanteln nötig
    • 18 Übungen als Video und mit Bildern beschrieben
    • auf allen Geräten abrufbar
mehr Infos

Logge dich hier ein.

Nach erfolgreicher Zahlung erhältst du eine E-Mail mit einem Download-Link. Solltest du Fragen haben, sende eine Nachricht an fitness-shop@motorpresse.de.

Die aktuelle Ausgabe
05 / 2024
 05 / 2024

Erscheinungsdatum 11.04.2024